Apotheke unter dem Adler

Gedenkstätten für NS-Opfer in Krakau

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Im Rahmen meines Besuchs in der Gedenkstätte KZ Auschwitz-Birkenau haben wir in Krakau unser Hostel gehabt. In Krakau besuchte ich auch ein paar Orte des Gedenkens. Dazu erzähle ich euch in diesem Blogeintrag mehr.

Oskar Schindlers Fabrik

Im Rahmen meiner Reise zur Gedenkstätte KZ Auschwitz war ich in Krakau im staatlichem Museum „Fabryka Emalia Oskara Schindlera“, der ehemaligen Emaillewarenfabrik von Oskar Schindler, kurz auch Schindlers Fabrik genannt. Hier findet ihr ein paar Informationen dazu.

Wo befindet sich Schindlers Fabrik?

Fabryka ‚Emalia‘ Oskara Schindlera, Lipowa 4, 30-702 Kraków, Polen

Alle weiteren Informationen rund um das Museum findet ihr unter: Oskar Schindler’s Enamel Factory – Museum of Krakow

Das Museum „Fabryka Emalia Oskara Schindlera“

Das Museum wurde nach dreijähriger Planungs- und Realisierungsphase im Juni 2010 eröffnet. Die Ausstellung befindet sich in den Gebäuden der damaligen Emaillewarenfabrik. In dem Museum wird wenig über Oskar Schindler berichtet. Es wird dafür generell vieles aus der Zeit der deutschen Besetzung (1939 bis 1945) dargestellt.

Die Ausstellung ist dabei sehr interessant bis erschreckend konzipiert. Jeder Ausstellungsraum zeigt einen Ausschnitt der Geschichte. Dabei wird durch sehr detaillierte Gestaltung der Räume und akustische Untermalungen teilweise eine sehr beklemmende Atmosphäre geschaffen. Die Ausstellung vermittelt einen guten Eindruck über Krakau in der besetzten Zeit. Nehmt euch Zeit mit. Mit „mal eben kurz durchlaufen“ ist es hier meines Erachtens nicht getan.

Ich kann den Besuch dieses Museums sehr empfehlen. Es vermittelt einen guten Eindruck von damals, auch wenn das Wirken von Schindler leider nicht wirklich groß Thema der Ausstellung ist.

Oskar Schindler in der NS-Zeit

Oskar Schindler, geboren am 28. April in Svitavy (deutsch: Zwittau) im heutigen Tschechien, ist vor allem bekannt für die Rettung von über 1.200 jüdischen Zwangsarbeitern zu Zeiten des Dritten Reichs. Der unternehmerische Aufstieg Schindlers gelang ihm während der NS-Zeit. Die Anstrengungen, vor allem die bei ihm arbeitenden jüdischen Zwangsarbeiter vor der Deportation in Vernichtungslager zu schützen, unternahm er etwa ab 1942/43.

Frühe Jahre Oskar Schindler und Eintritt in die NSDAP

Nachdem Schindler erst in der väterlichen Fabrik gearbeitet hatte und diese schließlich in Folge der Weltwirtschaftskrise geschlossen wurde, begann er 1935 als Spion für den militärischen Geheimdienst der Wehrmacht zu arbeiten. Seine Einsatzgebiete lagen in Breslau (Polen) und Ostrau (Tschechien). 1939 wurde er enttarnt und zum Tode verurteilt. Der Überfall Deutschlands auf die Tschechoslowakei verhinderte allerdings ein Vollstrecken des Urteils.

1939 trat Schindler der NSDAP bei und hoffe, über Verbindungen geschäftlichen Erfolg generieren zu können. Nach dem Überfall auf Polen zog es ihn nach Krakau.

Aufbau der Deutschen Emaillewarenfabrik ab Oktober 1939

Kurz nach seiner Ankunft in Polen pachtete Oskar Schindler die stillstehende Fabrik für Emaillewaren. Die Blechwaren waren beim Heer des Deutschen Reichs und auf dem Schwarzmarkt beliebt – und so wuchs die Fabrik schnell. Unterstützt wurde Schindler dabei vor allem durch seinen polnischstämmigen und jüdischen Buchhalter Abraham Bankier.

Das Unternehmen wuchs bis 1942 auf über 900 Mitarbeiter heran und wurde zur Blechwaren- und Munitionsfabrik. Schindler beschäftigte zu diesem Zeitpunkt fast 400 Juden. Das Krakauer Ghetto wurde indes im März 1941 errichtet. Schindler selbst wurde mehrfach von der Gestapo aufgesucht, wegen Schwarzhandels verhaftet und der Bestechung verdächtigt. All dies stimmte, aber er schaffte es durch gute Kontakte und das Fälschen von Dokumenten freizukommen.

Schindlers Fabrik – Rettung der sogenannten Schindler-Juden

1943 wurde Schindlers Fabrik aus kriegswichtig eingestuft, was es ihm ermöglichte, gezielt jüdische Arbeiter anzufordern. Wo nötig, fälschte er Papiere, um diesen Qualifikationen zuzuschreiben, die angeblich nötig waren, um die Produktion aufrechtzuerhalten.

Schindler gelang es zudem, ein Lager für die bei ihm arbeitenden Juden errichten zu lassen. In diesem herrschten bessere Bedingungen. Seine Bemühungen um die Rettung von Juden vor dem Tod hatte keine ideologischen Gründe. Es war wohl einfach die Behandlung der hilflosen Menschen, die ihm zuwider war.

Noch 1943 wurde das Krakauer Ghetto geräumt. Arbeitsfähige Juden wurden in den Zwangsarbeiterlager Plaszow umgesiedelt. Auch dieses sollte schließlich – wie auch Schindlers Nebenlager – 1944 geräumt werden, was eine Deportation und Ermordung der dort Lebenden bedeutete.

Schindler schaffte es allerdings, alle benötigten Bewilligungen für einen Umzug seiner gesamten Fabrik und weit mehr als 1000 Arbeitern zu erwirken. Neuer Standort sollte Brünnlitz, unweit seines Geburtsortes, sein.

Tod und Nachwirken

Schindler floh in den letzten Tagen des Krieges nach Deutschland. Die Arbeiter in Brünnlitz überlebten. Nach Kriegsende konnte Oskar Schindler keine nennenswerten geschäftlichen Erfolge mehr verbuchen. Schindler starb am 09. Oktober 1974 in Hildesheim. Davor lebte er in Frankfurt am Main und in Jerusalem und unterhielt Freundschaften zu den von ihm geretteten Juden. Sein Grab liegt dort am Berg Zion.

Der Film Schindlers Liste sowie seine Aufzeichnungen machten ihn weltweit bekannt. Den Film solltet ihr euch unbedingt ansehen!

Ehemaliges Ghetto Krakau

Das Ghetto Krakau wurde während der Zeit des Nationalsozialismus von den Deutschen als Sammellager für die jüdische Bevölkerung der Stadt Krakau eingerichtet und lag südlich der Weichsel im Stadtteil Podgórze. Im Gegensatz dazu befand sich das ursprüngliche und auch heutige jüdische Viertel im Stadtteil Kazimierz. Die deutschen Begriffe Ghettojüdische Wohnsiedlung oder jüdischer Wohnbezirk dienten dazu, den eigentlichen Zweck dieses Konzentrationslagers zu verschleiern. Diese Begriffe vermitteln den Eindruck eines längeren, entspannten Aufenthalts.

Im März 1941 mussten alle jüdischen Menschen in dieses Lager umziehen. 15.000 Menschen (fünfmal mehr als vor der Ghettogründung) wurden an diesem Ort eingesperrt und mussten in neu gegründeten Fabriken und teilweise auch außerhalb des Ghettos arbeiten. 1942 sind fast die Hälfte aller Menschen aus dem Ghetto Krakau in die Vernichtungslager Auschwitz und Belzec deportiert und ermordet worden.

Im März 1943 wurden alle als arbeitstauglich eingestuften Menschen in das Konzentrationslager Plaszow deportiert, wo viele ihr Leben verloren. Alle weiteren jüdischen Menschen wurden in das Vernichtungslager nach Auschwitz gebracht und ermordet. Das konnte auch ein Akt des Widerstands nicht verhindern. Im Anschluss wurden die zurückgebliebenen Besitztümer eingesammelt und von den Nazis weiterverwertet.

Gedenken an das Ghetto Krakau

Heute ist nur noch ein Fragment der Ghetto Wand sowie die Apotheke unter dem Adler vorhanden. Diese habe ich mir bei meinem Aufenthalt in Krakau angeschaut.

Fragment der Ghetto Wand (Fragment muru byłego Getta)

An dem Teil der ehemaligen Ghetto Wand befindet sich eine Gedenktafel. Ihr findet den Ort des Erinnerns an dieser Anschrift: Lwowska 29, 30-548 Kraków, Polen.

Der Text auf der Gedenktafel lautet:

Hier haben sie gelebt und gelitten und sind von den Nazi-Henkern ermordet worden.
Von hier aus führte ihr letzter Weg in Vernichtungslager

Apotheke unter dem Adler (Apteka pod Orłem)

Die ehemalige Apotheke ist heute ein kleines Museum. Ihr findet diesen Ort der Erinnerung unter folgender Anschrift: Plac Bohaterów Getta 18, 30-547 Kraków, Polen

Die Apotheke gehörte zu Zeiten des NS-Terrors in Krakau dem Pharmazeut Tadeusz Pankiewicz, welcher die Verlegung der Apotheke an einen Ort außerhalb des Ghettos durch Schmiergelder verhindern konnte. Tadeusz Pankiewicz half vielen Juden dem Tod während des Holocaust zu entkommen. Dafür wurde ihm 1983 der Ehrentitel Gerechter unter den Völkern verliehen.

Helden des Ghettos Platz (Plac Bohaterów Getta)

Bei der Apotheke unter dem Adler findet ihr diesen Platz. An diesem Ort stehen „scheinbar leere Stühle“. Diese symbolisieren die Leere, welche nach den Deportationen zurückgeblieben ist.

Dieser Platz war damals einer der wichtigsten Orte im Ghetto. Hier wurden Appelle durchgeführt, Menschen selektiert und in den Tod geschickt. Am Ende blieben nur ihre Möbel und sonstige Habseligkeiten zurück, was dieser Platz heute gut symbolisiert.

Hier ist auch direkt die Straßenbahnstation Plac Bohaterów Getta für die An- und Abreise.

Denkmal zur Erinnerung an die Opfer des Holocaust

Im jüdischen Viertel Kazimierz in Krakau gibt es einen Gedenkstein für die Opfer des Holocaust in Krakau und Umgebung. Ich habe den Ort besucht und stelle euch diesen hier vor. Der Gedenkstein ist bei der Remuh-Synagoge in Kazimierz zu finden. Dieser Ort der Erinnerung steht an einem sehr belebten Ort mit vielen Restaurants und Bars, wodurch die Erinnerung nicht wie an vielen anderen Orten aus dem öffentlichen Leben herausgehalten wird. In dem Zeitraum, in dem ich dort war, haben sich auch viele Menschen abseits unserer Reisegruppe diesen Gedenkstein angeschaut.

Auf dem Gedenkstein befindet sich ein Text in 3 Sprachen (Polnisch, Hebräisch und Englisch). Die Inschrift könnt ihr euch auf dem Bild anschauen. Ich habe den Text für euch einmal frei ins Deutsche übersetzt:

Ort der Erinnerung über das Martyrium von 65.000 polnischen Bürgern jüdischer Herkunft aus Krakau und Umgebung, welche im Zweiten Weltkrieg von den Nazis getötet wurden.

Fazit zu meiner Zeit in Krakau

Wenn ihr in Krakau unterwegs seid, findet ihre viele Orte der Erinnerung. Auch könnt ihr Bustouren in die Gedenkstätte KZ Auschwitz-Birkenau buchen. Eine Reise nach Krakau lohnt sich definitiv. Neben den zahlreichen Mahnungen an die Zeit des Nationalsozialismus ist die Stadt auch kulturel sowie kulinarisch ein echtes Highlight und bietet viel weiteres Sightseeing-Potenzial. Für mich eines der spannendsten Reiseziel in Europa.

Seid ihr auch schon mal in Krakau gewesen und wenn ja, was habt ihr dort spannendes erlebt? Ich freue mich auf eure Kommentare!

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