Tisch mit 12 Stühlen

Mahnmal „Tisch mit 12 Stühlen“ in Niendorf

Veröffentlicht in

Ich habe das Mahnmal „Tisch mit 12 Stühlen“ in Niendorf besucht. Dieses findet ihr am U-Bahnhof Niendorf Nord mitten in der angrenzenden Grünanlage. Hier erzähle ich euch etwas zu diesem Ort der Erinnerung.

Das Mahnmal „Tisch mit 12 Stühlen“

Am Bahnhof Niendorf-Nord steht das von Thomas Schütte entworfene Mahnmal zum Gedenken an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Dieses wurde 1987 an diesem Ort eingeweiht. Es handelt sich dabei um einen ovalen Steintisch, welcher mit 12 Ziegelstein-Stühlen umstellt ist.

Auf 11 dieser Stühle befinden sich Namen von ermordeten Menschen aus dem Widerstand. Auf dem zwölften Stuhl ist eine Tafel mit der Erläuterung dieses Mahnmals sowie der Aufforderung, sich zu setzen und der Toten zu Gedenken.

Die Widerstandskämpfer*innen

Dieses Mahnmal erinnert an viele durch die Nazis ermordeten Menschen. Die Namen sind auf der Rückseite der Stühle eingelassen. Hier findet ihr alle Namen der Widerstandskämpfer*innen. In der Umgebung dieses Mahnmals wurden bereits 3 Jahre zuvor, also im Jahr 1984, Straßen nach den ermordeten Widerstandskämpfer*innen benannt.

Georg Appel

Georg Appel (1901-1944) war im Hamburger Widerstand gegen den Nationalsozialismus tätig und wurde dafür von den Nationalsozialisten ermordet. Leider habe ich zu diesem Menschen nicht wirklich was an Informationen gefunden.

Margaretha Rothe

Margaretha Rothe (1919–1945) war eine zentrale Persönlichkeit der Weißen Rose Hamburg. Nach ihrem Abitur und Beginn des Medizinstudiums engagierte sie sich aktiv im Widerstand, protestierte gegen die immer weiter zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit, verbreitete ausländische Rundfunksendungen und vervielfältigte die Flugblätter der Weißen Rose. 1943 wurde sie von der Gestapo verhaftet und in verschiedene Haftanstalten gebracht. Während des Transports nach Leipzig erkrankte sie und starb am 15. April 1945 an den Folgen einer Lungentuberkulose und Rippenfellentzündung.

Magda und Paul Thürey

Magda Thürey, geborene Bär (1899–1945), war eine deutsche Kommunistin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus. Nach ihrem Lehrerseminar arbeitete sie als Lehrerin, engagierte sich gewerkschaftlich und trat in den 1920er Jahren der KPD bei. 1932 wurde sie in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt. 1933 aus dem Schuldienst entlassen, richtete sie einen Seifenladen ein, der später als Treffpunkt und Versteck für die Widerstandsgruppe Bästlein-Jacob-Abshagen diente. Nach der Denunziation des Ladens wurde sie im Oktober 1943 verhaftet und in das Gefängnis Fuhlsbüttel gebracht, wo sie brutal behandelt wurde und ihr Gesundheitszustand durch Multiple Sklerose stark verschlechtert wurde. Nach ihrer Befreiung konnte sie nach Hause zurückkehren, starb jedoch am 17. Juli 1945 an den Folgen der Haft.

Ihr Ehemann Paul Thürey (1903–1944) war ebenfalls aktiver Kommunist und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Gemeinsam mit Magda eröffnete er 1933 den Seifenladen, der im Widerstand eine wichtige Verbindungsstelle der Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe wurde. 1939 nahm er eine Anstellung bei den Conz-Elektromotoren-Werken in Hamburg-Bahrenfeld auf, wo er als Betriebsvertrauensmann und Hauptkontakt später für die Widerstandsbewegung tätig war. In der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober 1942 wurde er von der Gestapo verhaftet, im Hamburger Kommunistenprozess zum Tod verurteilt und am 26. Juni 1944 zusammen mit mehreren Mitkämpfern im Hamburger Untersuchungsgefängnis hingerichtet.

Rudolf Klug

Rudolf Klug (1905–1944) war ein deutscher Lehrer und kommunistischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Nach 1933 aus dem Schuldienst entlassen, beteiligte er sich an der illegalen Arbeit der Internationalen Lehrerorganisation und verteilte antifaschistische Schriften. Mehrfach verhaftet und inhaftiert, schloss er sich 1940 der Widerstandsgruppe Bästlein-Jacob-Abshagen an. 1941 zur Wehrmacht eingezogen, nutzte er seine Stellung in Norwegen, um sowjetischen Kriegsgefangenen zur Flucht zu verhelfen. Dabei wurde er von den Nazis erwischt. Nach seiner Festnahme verurteilte ihn ein Kriegsgericht zum Tode; das Urteil wurde am 28. März 1944 in Norwegen vollstreckt.

Ernst Mittelbach

Ernst Mittelbach (1903–1944) war Gewerbelehrer und entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Er verweigerte den Beitritt zur NSDAP trotz wiederholter Aufforderungen und pflegte Kontakte zu Regimegegnern. 1942 wurde er verhaftet und vom Volksgerichtshof wegen angeblicher Unterstützung der illegalen KPD angeklagt, obwohl er selbst kein Kommunist war. Seine Haltung beruhte auf christlich-humanistischen und sozialdemokratischen Überzeugungen. Am 26. Juni 1944 wurde er in Hamburg hingerichtet.

Dr. Joseph Norden

Joseph Norden (1870–1943) war Rabbiner und Vertreter des liberalen Judentums in Deutschland. Nach Stationen in Neustettin, Myslowitz und Elberfeld kehrte er 1935 nach Hamburg zurück und engagierte sich nach den Novemberpogromen 1938 in der Tempel-Reform-Bewegung. Im Juli 1942 wurde er ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 7. Februar 1943 starb.

Dr. Kurt Ledien

Kurt Ledien (1893–1945) war ein deutscher Jurist und Mitglied der Hamburger Weißen Rose. Nach seiner Zwangspensionierung 1934 arbeitete er in der Emigrationshilfe und knüpfte enge Kontakte zum Widerstandskreis um die Familie Leipelt und damit der Weißen Rose Hamburg. 1943 wurde er im Zuge der Verhaftungswelle gegen die Weiße Rose festgenommen und in Schutzhaft gehalten. Im April 1945 wurde er im KZ Neuengamme gemeinsam mit anderen Widerstandskämpfer*innen ermordet.

Kurt Schill

Kurt Schill (1911–1944) war ein deutscher kommunistischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Ab 1928 engagierte er sich gemeinsam mit seiner Frau Hilda Pfeiffer in der KPD und arbeitete nach 1933 in einer antifaschistischen Gruppe, die Flugblätter über Konzentrationslager und Kriegspläne verbreitete. 1939 wurde er bei der Reichsbahn dienstverpflichtet, später diente er in der besetzten Sowjetunion. Ende 1943 bot Schill einem Mitstreiter, Walter Bohne, Unterschlupf in seiner Wohnung. Nach einer Denunziation durch den Spitzel Alfons Pannek wurde Walter Bohne am 5. Januar 1944 von der Gestapo erschossen. Die Spur führte die Gestapo daraufhin zu der Familie Schill, und Kurt Schill wurde am 6. Januar 1944 verhaftet. Am 14. Februar 1944 wurde er im KZ Neuengamme auf Befehl Heinrich Himmlers hingerichtet.

Clara und Dr. Walter Bacher

Walter Bacher (1893–1944) war ein deutscher Lehrer und sozialdemokratischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Nach seiner Entlassung aus dem Staatsdienst 1933 beteiligte er sich am Widerstand in Hamburg und unterstützte gefährdete Personen bei der Flucht nach Dänemark. Ab 1935 unterrichtete er an der jüdischen Talmud-Tora-Schule, wo er trotz schwieriger Bedingungen bis zuletzt hochwertigen Unterricht ermöglichte. 1942 wurde er mit seiner Familie nach Theresienstadt deportiert und 1944 nach Auschwitz-Birkenau verschleppt, wo er ums Leben kam.

Reinhold Meyer

Reinhold Meyer (1920–1944) war Buchhändler, Student und eine zentrale Figur der Weißen Rose Hamburg. Er unterstützte die Verbreitung des letzten Flugblatts der Weißen Rose und stellte den Keller seiner Buchhandlung für Treffen der Gruppe zur Verfügung. Nach der Verhaftungswelle gegen den Kreis der Weißen Rose wurde er am 19. Dezember 1943 durch die Gestapo festgenommen und starb am 12. November 1944 im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel unter ungeklärten Umständen.

Hanne Mertens

Hanne Mertens (1909–1945) war Schauspielerin am Thalia-Theater in Hamburg. Ursprünglich NSDAP-Mitglied, wandte sie sich später gegen das Regime. Nach regimekritischen Äußerungen wurde sie im Februar 1945 wegen Wehrkraftzersetzung (worauf grundsätzlich die Todesstrafe drohte) verhaftet, misshandelt und kurz vor Kriegsende ins KZ Neuengamme gebracht. Dort wurde sie zwischen dem 21. und 23. April 1945 ermordet.

Fazit zu dem Besuch der Gedenkstätte

Das ist wieder eine der Gedenkstätten, die mir zeigt, dass Widerstand möglich ist und ein Mensch nicht den ekelhaften Gedankengut der Nationalsozialisten hinterherlaufen muss. Auch wenn der Preis dafür am Ende sehr hoch sein kann! Es erweckt einen Funken Hoffnung in mir, dass wir als Gesellschaft heute noch nicht ganz verloren sind, auch wenn sich CDU und AFD in der negativsten Art und Weise alle Mühe geben.

Wenn ihr neben dem Besuch dieser Gedenkstätte noch einen schönen Tag haben wollt, könnt ihr von hier aus eine kleine Wanderung an der Kollau starten oder einen netten Spaziergang im Niendorfer Gehege machen. Beides tut der Seele und dem Körper gut, besonders wenn man sich vorher mit dem Thema Opfer des Nationalsozialismus auseinandergesetzt hat.

Kommentare zu diesem Beitrag

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert