Ich habe einen gemütlichen Spaziergang von Bergstedt nach Poppenbüttel gemacht und haben dabei 4 Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus besucht. Hier erzähle ich euch von den Orten der Erinnerung.

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Mahnmal für die Opfer des KZ-Außenlagers Sasel
Das Mahnmal findet ihr etwas versteckt auf dem Kirchengelände der Bergstedter Kirche in der Bergstedter Kirchenstraße 7.
Hinter der Kirche in Hamburg-Bergstedt stehen zwei Stelen als Denkmal. Diese wurden von dem Bildhauer Axel Peters gestaltet. 1990 wurde dieses Denkmal dann eingeweiht. Die Stelen sind aus Elbsandstein erstellt. Auf einer stehen die Namen oder Häftlingsnummer von insgesamt 34 Frauen sowie einem Baby. Alle diese Menschen sind in dem KZ-Außenlager ums Leben gekommen. Die Menschen sind alle auf dem Friedhof Bergstedt bestattet worden. Ergänzend zu dieser Stele gibt es noch eine Zweite.
Die zweite Stele wurde zerbrochen aufgestellt und soll so an die gewaltsamen Umstände ihres Todes erinnern. Die Inschrift ist eine Übersetzung aus der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem. Sie lautet:
Vergessen verlängert das Exil, sich erinnern ist das Geheimnis der Erlösung.
Die Errichtung dieser Anlage ist 5 Jahre vor der Einweihung durch den Ortsausschuss einstimmig beschlossen worden. Im November 1990 wurde das Denkmal dann eingeweiht. Die Umsetzung hat mit 5 Jahren ziemlich lange gedauert, da der Beschluss auf Widerstand gestoßen ist. Doch dank des Vorstands der ortsansässigen Kirchengemeinde und Spenden aus der Bevölkerung, konnte der Beschluss am Ende doch umgesetzt werden.




Die Geschichte zu dem KZ-Außenlager findet ihr im nächsten Abschnitt bei dem Gedenkstein für das KZ-Außenlager Sasel.
Gehzeit etwa 30 Minuten

Gedenkstein am ehemaligen KZ-Außenlager Sasel
Im Feldblumenweg Ecke Petunienweg in Sasel befindet sich die Gedenktafel KZ-Außenlager Sasel. An diesem Ort inhaftierten die Nazis Frauen zur Zwangsarbeit.
Neben der Gedenktafel wurde 1982 durch eine Initiative von Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium Oberalster ein Gedenkstein aufgestellt. Die Schulklasse 10c hatte 1981 und 1982 die Geschichte des KZ-Außenlager Sasel erforscht. Dazu ist eine Broschüre veröffentlicht und der Gedenkstein entworfen worden.


Geschichte des KZ-Außenlager Sasel
Dieses KZ-Außenlager ist vom 13.09.1944 bis zum 05.05.1945 betrieben worden. Es wurde als Frauenaußenlager vom KZ Neuengamme genutzt. Bevor die Nazis das Lager zum Frauenaußenlager umfunktionierten, sind hier Kriegsgefangene festgehalten worden. Das Gelände befand sich am Feldblumenweg in Sasel.
Die Frauen wurden für Zwangsarbeit eingesetzt
Im KZ-Außenlager inhaftierten die Nazis anfangs 500 polnische Jüdinnen. Die Frauen mussten Behelfsunterkünfte in Poppenbüttel und Wandsbek für die Firma Möller und Wayss & Freytag erbauen. Zusätzlich mussten die Frauen auf dem Heiligengeistfeld für die Firma Kowahl & Bruns aus Trümmern neue Betonplatten herstellen. Auch an anderen Orten wurden die inhaftieren Frauen eingesetzt. Dazu zählen unter anderen Sternschanze, St. Pauli, Altona sowie auch im Hafen. Die Frauen überwachte man sowohl im KZ-Außenlager Sasel also auch bei den Einsätzen außerhalb.
Anfang April verlegte man Frauen aus dem KZ-Außenlager Langenhorn nach Sasel. Wenige Tage später räumte die Waffen-SS das Lager Sasel. Die Frauen wurden in das KZ Bergen-Belsen deportiert. Im Rahmen der Räumung des KZ Neuengamme kamen Ende April 1945 weitere Frauen aus dem Außenlager Beendorf nach Sasel. Sie hatten eine lange und verlustreiche Zugfahrt hinter sich.
Die Befreiung der Frauen aus dem Lager Sasel
Am 1. Mai 1945 sind dort viele Häftlinge mit einem Zug des schwedischen Roten Kreuzes über Dänemark nach Schweden gefahren. Die restlichen Frauen aus dem Lager befreiten die Briten nur wenige Tage später.
Insgesamt sind über 35 Menschen von den etwa 1.500 Frauen in diesem KZ-Außenlager gestorben. In einem Nebenprozess des KZ Neuengamme Prozesses ist der Lagerleiter SS-Oberscharführer Leonhard Stark zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Einige KZ-Aufseherinnen sind zu deutlich kürzeren Haftstrafen verurteil worden.
Gehzeit etwa 21 Minuten

Gedenktafel für Andrzej Szablewski
Die Gedenktafel findet ihr im Hohenbuchenpark in Poppenbüttel. Am Kindergarten gibt es noch den Stolperstein für Andrzej Szablewski.

Das Leben von Andrzej Szablewski
Andrzej Szablewski ist in Polen am 03.01.1913 in Stary Radziejów geboren. Seine Ermordung fand am 13.03.1942 in Hamburg statt. Er ist mit 5 Geschwistern aufgewachsen. In der Kindheit begann er bereits auf dem Bauernhof seiner Eltern mitzuhelfen. 1940 heirate er die 16-jährige Irena Malicka.
Im Laufe des Zweiten Weltkriegs verschleppten die Nazis ihn zusammen mit einem Bruder und einem Bekannten gewaltsam nach Hamburg. Sie sind dann auf dem Gut Hohenbuchen in Poppenbüttel zur Zwangsarbeit eingesetzt worden. In der Zeit hat er mehrfach vergeblich versucht seine Frau nach Hamburg zu holen. Dafür ließ er seinen Bruder Briefe schreiben, da er selber nicht schreiben konnte.
Auf dem Gut Hohenbuchen lernte Szablewski die Deutsche Hildegard Lütten kennen. Diese wurde von der Leitung des Guts, NSDAP-Ortsgruppenführer Walter Grimm, sexuell belästigt. Sie stand Grimm dabei sehr ablehnend gegenüber. Grimm wurde darauf wütend und unterstellte Szablewski und Lütten eine Liebesbeziehung zu haben. Dieses verboten die Nazis generell, weshalb beide inhaftiert wurden.
Unter Druck legte Hildegard Lütten ein Geständnis ab, welches ihr dann 3 Jahre im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück einbrachte. Andrzej Szablewski musste ab August 1941 in das KZ Fuhlsbüttel. Am 13.03.1942 wurde er dann um 13:15 Uhr erhängt. Seine Witwe erhielt noch im selben Jahr die Mitteilung über seinen Tod, in der im die Affäre mit der Deutschen Frau vorgeworfen wurde.
Nach Szablewskis Tod
Nach dem Kriegsende gab es zum Tod von Andrzej Szablewski ein Gerichtsverfahren. Die britische Militärregierung verurteilte in diesem Gerichtsverfahren die Gutsleitung Walter Grimm zum Tode. Die Witwe von Andrzej Szablewski, welche übrigens erst 2007 verstarb, bekam erst im März 2003 die Information, dass die Beziehung zwischen ihrem Mann und Hildegard Lütten frei erfunden war und es ein Grab auf dem Friedhof Ohlsdorf gibt.
Der Ehemann von Hildegard Lütten reichte im Krieg die Scheidung ein. Seine Frau hatte er dazu nicht kontaktiert. Hildegard Lütten heiratete nach dem Kriegsende erneut und nahm den Namen Lüdemann an. Eine offizielle Rehabilitierung für Lütten/Lüdemann gab es nicht.
Gehzeit etwa 23 Minuten

Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel
Diese Gedenkstätte ist sehr informativ und anschaulich gestaltet und sollte von euch dringend mal besucht werden. Hier bekommt ihr ein paar Infos zu dieser Gedenkstätte, welche sich am Kritenbarg 8 befindet.
Die Plattenhäuser in Poppenbüttel erbauten jüdische Frauen aus dem KZ-Außenlager Sasel. Diese Plattenbauten dienten Hamburgern, deren Wohnraum zerstört wurde, als Notunterkunft.
Es ist lediglich noch ein Haus vorhanden, welches seit 1985 als Gedenkstätte genutzt wird. Da dieses Plattenhaus das einzige noch vorhandene Gebäude aus den Anfängen des Plattenbaus ist, stellte man dieses unter Denkmalschutz. In dem Plattenhaus Poppenbüttel findet ihr eine wirklich interessante Ausstellung, die ich euch wärmstens empfehlen kann!
Neben dem Plattenhaus steht ein Baumstamm, der Friedensbaum. Auf diesem wird an die Frauen aus dem KZ-Außenlager Sasel erinnert.





Fazit zu dieser Gedenkstätten-Tour
Dieser Spaziergang ist nicht nur informativ, sondern auch sehr schön, da ihr durch Parkanlagen und später an der Alster entlang gehen könnt. Ich würde etwa 2,5 bis 3 Stunden einplanen, da besonders im Plattenhaus Poppenbüttel viel zu entdecken ist. Diese Tour ist ein toller Mix aus Bildung und Erholung und ist daher sehr empfehlenswert.
Habt ihr schon einen dieser Gedenkorte besucht und wie war euer Eindruck von diesem Gedenkort? Ich freue mich auf deine Meinung!
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