Mahnmal Am Lappenberg in Hildesheim

Gedenkstätten-Spaziergang in Hildesheim

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Ich habe einen Tagesausflug nach Hildesheim gemacht. Dort habe ich auch 3 Gedenkstätten zu der Zeit im Nationalsozialismus entdeckt. Diese stelle ich euch hier vor.

Erinnerung an die Zerstörung der St. Michaelis Kirche Hildesheim

Die St. Michaelis Kirche Hildesheim ist ein UNESCO-Welterbe und wurde am 22. März 1945 zerstört. Hier erzähle ich euch etwas über diesen Ort der Erinnerung.

Das Welterbe St. Michaelis Kirche

Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche findet ihr in Hildesheim am Michaelisplatz 2. Seit 1985 gehört die Kirche in Hildesheim zusammen mit dem Hildesheimer Dom zum UNESCO-Weltkulturerbe und wird unter dem Namen Dom und Michaeliskirche geführt. Die Kirche befindet sich auf einer 2,20 Euro Jubiläumsbriefmarke und einer deutschen 2-Euro-Gedenkmünze.

Im Jahr 1022 erfolgte eine Teilweihe der Kirche, 11 Jahre später wurde dann die gesamte Kirche geweiht. Der Baustil entspricht der Ottonischen Renaissance und ist dafür ein Paradebeispiel, was auch einer der Gründe für die Ernennung zum Weltkulturerbe ist.

Die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Am 29. September 1943 wurde an diesem Ort die SS-Führungsschule „Haus Germanien“ eröffnet, in der Freiwillige von der Waffen-SS unterrichtet wurden. 1944 diente das Klostergebäude auch kurzzeitig als Hauptquartier des Britischen Freikorps. Das waren britische Kriegsgefangene, die zu einer SS-Freiwilligen-Einheit wurden. Die Schule bestand bis März 1945. Dann wurde das Personal zu einem SS-Einsatzbataillon nach Potsdam versetzt.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Michaeliskirche bei Luftangriffen am 22. Februar, 3. März und 14. März 1945 zunächst schwer beschädigt und am 22. März 1945 dann komplett zerstört. Der Wiederaufbau begann direkt 1946 und wurde finanziell unterstützt durch Bernard R. Armour, einem orthodox-jüdischen Geschäftsmann, der die gesamte Finanzierung übernahm. Die endgültige Fertigstellung und Wiedereinweihung der Kirche erfolgte 1960.

Zwei Steintafeln und ein großer Stein im Inneren der Kirche erinnern heute an die Zeit der Zerstörung und des Wiederaufbaus der St. Michaelis Kirche in Hildesheim.

Gehzeit etwa 20 Minuten

Fussspuren Trenner

Oskar Schindler Denkmal in Hildesheim

Das Denkmal findet ihr auf Höhe der Alfelder Str. 20 in 31139 Hildesheim direkt an der Bushaltestelle Hildesheim Hachmeisterstraße. Das Schindler-Denkmal ist eine 1,90 Meter hohe Skulptur aus Sandstein, geschaffen vom Hildesheimer Steinbildhauermeister Christian Prenzler. Es ehrt den Unternehmer Oskar Schindler, der während des Zweiten Weltkriegs über 1.200 Juden vor der Deportation in die Vernichtungslager bewahrte.

Die Stele wurde am 29. November 2013 an diesem Ort, in der Nähe seines Hildesheimer Wohnortes, aufgestellt. Der Standort wurde gewählt, um an Schindlers Heldentaten zu erinnern und das Gedenken an den Holocaust lebendig zu halten. Bei der Enthüllung nahmen viele Hildesheimer Menschen teil.

Mehr über Oskar Schindler in der Zeit des Nationalsozialismus erfahrt ihr in folgendem Blogeintrag, welchen ich nach meinem Besuch in der Schindler Fabrik in Krakau für euch geschrieben habe: Das Leben von Oskar Schindler

Auch an dieser Stelle möchte ich euch noch einmal den Film Schindlers Liste ans Herz legen. Dieser ist ein sehr bewegender Film, der Schindlers Leben skizziert. Besonders die Schlussminuten waren sehr berührend.

Gehzeit etwa 22 Minuten

Fussspuren Trenner

Mahnmal Am Lappenberg in Hildesheim

Bereits 1948 wurde an dem Ort der ehemaligen Synagoge Hildesheim ein Gedenkstein eingeweiht. Dieser trug in 3 Sprachen die Inschrift:

An dieser Stelle stand die Synagoge die am 9. November 1938 von frevelhaften Händen vernichtet wurde. Mahnmal Am Lappenberg

Weder bei der Einweihung noch 30 Jahre später bei einer erneuten Kranzniederlegung des Bürgermeisters zeigte die Hildesheimer Bevölkerung großes Interesse an diese Erinnerung.

Zum fünfzigsten Jahrestag der Zerstörung sollte an diesem Ort ein Mahnmal entstehen, welches auch den vorhandenen Gedenkstein integriert. Der finale Entwurf kam von dem Kölner Bildhauers Elmar Hillebrand. Er beteiligte die 3 Künstler, die ebenfalls einen Entwurf eingereicht hatten, an der Umsetzung zu dem Denkmal. Nur so konnte das Mahnmal in der vorgegebenen Zeit realisiert werden. Der Platz um das Mahnmal wurde durch den Hildesheimer Dieter Bösenberg gestaltet.

Das Mahnmal am Lappenberg steht im Mittelpunkt der ehemaligen achteckigen Synagoge. Es handelt sich um einen Quader aus rotem Kalkstein. Der Sockel des Mahnmals wurde aus Bronze erstellt. An den Seiten wurden Davidsterne eingearbeitet, der Westliche besteht aus Bronze, die anderen Davidsterne aus verschiedenen Marmorvarianten. Die einzelnen Seiten behandeln dabei jeweils ein Thema. Die Erwählung wird auf der Ostseite behandelt, während sich die Nordseite mit dem Kult befasst. Auf der Südseite wird das Gesetz des jüdischen Volkes thematisiert, während die Westseite die Verfolgung und die Shoa in den Fokus rückt. Auf dem Quader befindet sich eine Bronze der Stadt Jerusalem. Als Begrenzung für das Mahnmal wurde auf ein freigelegtes Fundament eine Natursteinmauer errichtet, die Teile der ehemaligen Synagoge nachzeichnet.

In der Nacht vom 8. auf den 9. November 2005 wurde das Mahnmal geschändet. Unbekannte Täter haben kurz vor einer Gedenkveranstaltung das Mahnmal am Lappenberg mit roter Farbe verunstaltet.

Synagoge am Lappenberg

Die jüdische Gemeinde nutzte über 200 Jahre lang ein Hinterhaus am Lappenberg für Gottesdienste, da ihnen der Bau einer eigenen Synagoge nicht gestattet wurde. Aufgrund von Einsturzgefahr musste eine Alternative her. Diese dauerte aber. Letztendlich wurde aber die Kapelle des evangelisch-lutherischen Waisenhauses als Alternative für das Hinterhaus erlaubt.

1832 beantragte die Gemeinde erneut eine Baugenehmigung für eine Synagoge. Der Magistrat stimmte Anfang 1833 zu, 300 m² am Lappenberg der jüdischen Gemeinde zu überlassen. Die Baupläne verzögerten sich allerdings noch über 15 Jahre, da der Magistrat sich nicht auf einen Grundrissplan einigen konnte. Erst 1848 wurde ein Entwurf gefunden, der einen achteckigen Bau vorsah. Die Bauarbeiten begannen im Juli desselben Jahres. Die neue Synagoge wurde nach knapp über einem Jahr Bauzeit im November 1849 fertiggestellt. Der Festgottesdienst zur Einweihung der Synagoge am Lappenberg fand am 8. November 1849 statt.

Zerstörung der Synagoge

Während der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge in Hildesheim zerstört. Sie wurde durch den SS-Sturm in Brand gesetzt und die Überreste dann unter Einsatz von Zwangsarbeitern abgerissen. Die Trümmer blieben noch sehr lange an diesem Ort liegen. Die Synagoge wurde nicht wieder aufgebaut.

Fazit zu meinem Spaziergang in Hildesheim

Der Spaziergang dauert etwa 1,5 Stunden und die drei Orte der Erinnerung stehen für ein Stück Hildesheimer Geschichte aus der Zeit des Nationalsozialismus. Der Spaziergang kann noch mit Sightseeing-Zielen erweitert werden, schaut euch z. B. auch gerne die Hildesheimer Innenstadt an. Es gibt hier viele schöne Orte zu entdecken.

Habt ihr Hildesheim schon besucht, wie waren eure Eindrücke und habt ihr dort auch ein Gedenkort gesehen? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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