Öllager der NS im Dötzinger Forst

Öl- und Benzinlager der NS im Dötzinger Forst

Lesedauer: 4 Minuten

Mein Onkel und ich waren vor gut 17 Jahren im Dötzinger Forst unterwegs. Wir waren in Hitzacker und wollten dann noch eine Runde durch den Wald spazieren, da hat sich dieses Waldgebiet ganz in der Nähe angeboten. Dabei entdeckten wir zufällig eine ehemalige NS-Militäranlage.

Tanklagersystem für Benzin und Öl im Dötzinger Forst

Diese NS-Militäranlage trug bei den Nazis den Tarnnamen „Hellberg“. Betreiber war die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH (kurz WiFo). Hier wurden während des Zweiten Weltkriegs große Mengen Öl und Benzin gelagert. Die Anlage hatte am Ende eine Gesamtkapazität von 150.000 m³, womit dieses das viertgrößte Öllager der WiFo war. Seit dem Ende des Kriegs ist diese Anlage nur noch ein Lost Place. Dieser kann auch heute, 17 Jahre nach unserem zufälligen Fund, noch besucht werden. Dieser Lost Place befindet sich dicht an der Elbe und ist auch bei Google eingezeichnet. Hier könnt ihr euch den Standort bei Google anschauen.

Ölbunker bei Google Maps: https://goo.gl/maps/bRRdHR9Mat3gUk3j8

Bilder zum Lost Place

Hier bekommt ihr ein paar Bilder zu sehen. Diese sind bereits 17 Jahre alt, aber viele dieser Bilder könnte man auch heute noch so ablichten.

Die Anreise zu diesem Lost Place

Diese ist ein wenig beschwerlicher als meine sonstigen „Schienen-Safari“ Touren. Aber dennoch kann man diesen Ausflug gut schaffen, auch wenn ihr ohne Auto unterwegs seid. Vom Bahnhof Hitzacker, welchen ihr ab Lüneburg gut erreichen könnt, sind es rund 5,5 Kilometer Wanderung bis zu Lost Place Ölbunker im Dötzinger Forst. Man kann dabei viel im Wald gehen und auch eine Runde drehen über die Altstadt von Hitzacker. Auch einen Blick auf die Elbe könnte man gut mit einplanen. Ich denke, dass ihr mit insgesamt 12-15 Kilometer gut dabei seid. Plant einfach eine für euch schöne Route in Komoot oder ähnlichen Apps.

Zwischen Dannenberg und Hitzacker scheint auch (mehr oder weniger) ein Bus zu fahren, der euch zur Haltestelle „Meudelfitz Abzw.“ bringt. Von da sind es dann nur noch 2,1 Kilometer bis zum Ölbunker. Hier könnt ihr euch bzgl. Fahrzeiten schlaumachen:

LSE-Bus – Mobilitätsagentur Wendland (mobil-im-wendland.de)

Aber auf diese Bus-Variante würde ich mich nicht verlassen wollen. Das müsst ihr dann aber für euch prüfen und bewerten. Ich glaube aber, das ist keine erwägenswerte Option zur Wanderung ab Hitzacker.

Wenn ihr euch nicht von ein paar Höhenmetern abschrecken lasst oder eh gerade den Elberadweg entlang fahrt, kann man hier auch eine kleine Radtour machen. Eine mögliche grobe Route wäre vom Bahnhof Dannenberg (Elbe) Ost über Neu Darchau oder Bleckede zum Bahnhof Lauenburg (Elbe). Mit 60-80 Kilometern und einer Fährfahrt ab Neu Darchau oder Bleckede seid ihr dabei und es gibt ein paar schöne Orte und viel Natur zu entdecken.

Geschichte zu dem WiFo-Ölbunker bei Hitzacker

Die Öllager der WiFo dienten als nationale Kraftstoffreserve für das Heer und die Luftwaffe der Nazis. Die Orte mussten gut per Schiene oder Wasser angebunden sein. Da die Elbe ganz in der Nähe ist und sicher auch Schienen in der Region zu finden waren, hat der Standort im Dötzinger Forst gut gepasst. Alle WiFo-Tankanlagen wurden nach einem Standardbauplan ab 1936 errichtet. Diese unterirdischen Großtankanlagen galten damals als Pionierleistung, da es zu dieser Bauweise noch keine Vorbilder gab.

Da jedes dieser großen Lager, so auch „Hellberg“, eine umfangreiche Infrastruktur benötigte, wurden hier etwa 300-400 Menschen zur Arbeit eingesetzt. Auch Zwangsarbeiter gehörten dazu.

Erst die Luftangriffe 1945 zerstörten diese Anlage nahe der Elbe. 3 Jahre später wurde alles, was die Angriffe überstanden hatte, demontiert oder gesprengt. Einige der anderen Lager der WiFo sind teilweise heute noch im Betrieb, die meisten haben aber ein ähnliches Schicksal wie das Öllager bei Hitzacker ereilt.

Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH – Was war das überhaupt?

Die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH wurde durch das Reichswirtschaftsministerium im Jahre 1934 gegründet und existierte bis zur Selbstliquidierung 1970. Die Hauptaufgaben waren die Produktion und Lagerung von kriegswichtigen Rohstoffen. Öl und Benzin waren dabei ein ganz entscheidender Faktor. Der Firmenname wurde bewusst so harmlos klingend gewählt, um anfangs die Rüstungsvorbereitungen der Nationalsozialisten zu verschleiern. Der Hauptsitz der WiFo war Berlin. Die WiFo hatte 1942 über 10.000 Mitarbeiter und betrieb in der Nähe der Tanklager eigene Siedlungen für die Mitarbeiter sowie Barackenlager für die Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen. Mehr Informationen zur WiFo findet ihr hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftliche_Forschungsgesellschaft

Der Besuch lohnt sich!

Also wenn ihr in Hitzacker, Neu Darchau oder Dannenberg unterwegs seid, schaut euch einmal diesen Lost Place an. Es ist meiner Meinung ein sehr spannender Ort mit vielen kleinen Details. Außerdem ist die ganze Region auch sonst sehr schön. Hitzacker lohnt sich und die ganze Natur auf der Ecke ist absolut erlebenswert.

Elbe bei Hitzacker mit starkem Hochwasser
Elbe bei Hitzacker mit starkem Hochwasser

Wie findet ihr diesen Lost Place im Dötzinger Forst und findet ihr Hitzacker auch so schön? Schreibt gerne eure Meinung in die Kommentare.


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