Am Samstag morgen haben wir uns von Hamburg auf den Weg nach Estorf gemacht. Unsere Reisegruppe bestand aus 11 Personen, ein 12ter kam mit dem Moped hinterher.
Ziel war das Spiel unserer Girls in Brown gegen den FC Oste/Oldendorf auf dem Oste-Sportplatz.
Die Anreise zum Oste-Sportplatz
Kurz nach 10 Uhr ging es mit dem Metronom Richtung Stade los. Bereits in Harburg hatten wir erste Fragezeichen über unseren Köpfen. Hier stand eine Hertha BSC Lok rum. Die ist ja mal hässlich und was will die überhaupt hier?

Naja, ging zum Glück schnell weiter und irgendwann kamen wir in Stade an. Der Umstieg klappte wunderbar. Wir mussten keine 5 Minuten auf den Bus warten. Nach ein paar Minuten Stade-Rundfahrt plötzlich wieder überall fragende Gesichter. Wir entdeckten folgendes draußen:

Hier gibt es noch einen Max Bahr! Haben die hier irgendwas nicht mitbekommen? Haben sich die Mitarbeiter einfach geweigert zu gehen? Oder gibt es hier einfach nur keine Nachrichten und die Firmenpleite ist hier noch nicht bekannt?
Doch als wir direkt an dem Gebäude vorbei gefahren sind, stellten wir fest, dass der Laden auch geschlossen hat. Das Gebäude und das Schild wurden halt einfach so gelassen, wie damals der Baumarkt geschlossen wurde.
Also all die Aufregung umsonst und es ging weiter Richtung unserer Endhaltestelle Gräpel Denkmal. Dort angekommen, sind wir erst einmal aus dem Bus ausgestiegen, der Bus war nun komplett leer und hatte nur noch eine Station bis zur Endhaltestelle. Der Busfahrer fragte uns, ob wir zum Fußball wollen (war wohl nicht ganz so offensichtlich), wir bejahten und er packte uns wieder in den Bus und hat die Reisegruppe St. Pauli 1. Frauen die letzten Meter zum Oste-Sportplatz gefahren. Stabiler Busfahrer! Danke!

Nun waren wir also da! Knapp eine Stunde vor dem Anpfiff erreichten wir den Oste-Sportplatz und sondierten erst einmal die Lage.

Hübsche Anlage mit Überdachung und Sitzplätzen. Da kann man nicht meckern. Ich habe schon wesentlich schlechtere Dorf-Sportplätze gesehen. Die Getränke- und Essenspreise waren sehr fair und man kaufte freiwillig das eine oder andere Getränk mehr.
Innovativ fand ich die Garderobe unter dem Dach. Haken für Klamotten habe ich bisher in noch keinem Stadion gesehen.

Der Rasen sah auch nicht so schlecht aus. Allerdings war die Wiese ein Fall für den Rasenmäher (wahlweise Schafe). Die Füße der Spielerin sind gefühlt komplett im Rasen verschwunden.

Die 1. Frauen des FC St. Pauli kam an und machte sich erst einmal warm – so etwa 20 Minuten vor Anpfiff. Wahrscheinlich war die Heizung im Auto volle Pulle an, ist ja auch irgendwie ein Aufwärmprogramm! :-D


Das Spiel FC Oste/Oldendorf gegen FC St. Pauli 1. Frauen
Das Spiel begann mit einer Schweigeminute für einen verstorbenen Menschen und Spieler des FC Oste/Oldendorf. Diese wurde zumindest von uns St. Pauli Fans auch an der Seitenlinie eingehalten und respektiert.




Das Spiel ging für unser Team auch gleich gut los. Nina Philipp erzielte mit einem Lupf-Pressschlag-Schuss das 0:1 und brachte somit die Girls in Brown früh in Führung.

FC Oste/Oldenfelde schoss nach einem Abwehrfehler recht zügig den Ausgleich. Das Spiel ging munter hin und her. Linda Sellami brachte die Girls in Brown mit einem Kopfball wieder in Führung.
Nun stürmte wieder das Heimteam nach vorne. Ein erneutes Geschenk der Abwehr endete aber im Abseits. Ändert ab nix, das 2:2 wurde nur einen Augenblick später dennoch erzielt. Wieder ein zu leichter Ballverlust in der Abwehr.
Aber weil es so schön ist, hatte Ann-Sophie Greifenberg vor dem Pausenpfiff noch ein Tor für uns. Der Ball prallte nach dem Schuss gegen den Pfosten und ging rein.

Mit dem 2:3 ging es also in die Halbzeitpause. Ein wirklich spannendes Spiel mit teils interessanten Abwehrfehlern beim FC St. Pauli. Aber gut, ist ja auch erst das zweite Spiel der Vorbereitung und solange mehr Tore geschossen werden, als man selber kassiert, ist die Welt in Ordnung.
Was aufgefallen ist, Oste/Oldendorf ging recht hart in die Zweikämpfe. So gab es z. B. ein unnötiges Einsteigen gegen unsere Torhüterin Tara Zimmermann, obwohl der Ball eigentlich nicht mehr für die Stürmerin erreichbar war.
Die zweite Halbzeit begann mit einer Verletzung von Kathrin Miotke. Sie scheint ordentlich was auf das Schienbein bekommen zu haben. Kurz danach folgte nach einem Konter das 3:3. Das Spiel ging echt munter hin und her. St. Pauli ließ sich im Vorwärtsgang aber nicht durch die ständigen Ausgleichstreffer verunsichern und tat, was Sie heute am besten konnte, nämlich Tore schießen!
Ann-Sophie Greifenberg erzielte das 3:4 und 3:5 und sorgte somit für die erste 2-Tore-Führung des Tages.

Das 3:6 netzte dann Ilijana Kljajić. Alleine vor dem Tor hat Sie den Ball gekonnt ins Netz geschoben. Nun hatte sich das Team langsam warmgeschossen.

Doch die Spielerin vom FC Oste/Oldendorf hatten noch ein Tor für die zahlreichen Zuschauer des Heimteams vorbereitet. Die Offensivspielerin stürmte alleine auf das Tor von Tara Zimmermann zu und lupfte den Ball über die Torhüterin in den Kasten. Da war nix zu halten.

Inzwischen fing es an zu regnen. Einen Moment hatte die Kamera sogar Probleme mit dem Fokussieren. Der Regen war scharf gestellt, aber die Spielszene nicht. Das passiert halt, wenn man billig kauft *g*!

Den Schlusspunkt des Spiels setzte Vivian Kellner. Bei strömenden Regen schoß Sie von außen (vermeintlich) eine Flanke nach innen. Doch die landete direkt im Kasten vom FC Oste/Oldendorf. Leider hatte ich nach dem Spiel vergessen zu fragen, ob das einfach nur eine missglückte Flanke oder ein Kunstschuss war. Aber ich unterstelle einfach mal Absicht! :-D

Endstand dieses wirklich spektakulären Fußballspiels war also 4:7. Hat richtig Spaß gemacht, auch wenn natürlich die Abwehrfehler bis zum Saisonstart möglichst abgestellt werden sollten. Aber da wird Trainerin Lina Charlotte Rosemann mit dem Team sicher eine gute Lösung in den kommenden 4 Wochen erarbeiten.

Nun ging es also für uns Fans auf die Heimreise, welche noch einige unerwartete Momente für uns bereit hielt.
Bilder zum Spiel FC Oste/Oldendorf gegen FC St. Pauli 1. Frauen
Hier noch ein paar Bilder vom Spiel der Girls in Brown bei Oste/Oldendorf.
Die Heimreise aka „Das Bahnhofskneipenkartell“
Die Heimreise haben wir uns in etwa so vorgestellt: Ab in den Bus, zack in die Bahn und schon sind wir wieder zu Hause. Naja, war halt keine realistische Vorstellung. Aber nun erst mal von vorne.
Nach dem Abpfiff hatten wir noch rund 40 Minuten Zeit, bis der Bus abfuhr. Das Team brachte uns noch ein kleines Geschenk als Dankeschön zum Abschied vorbei. Dafür noch mal Danke und Prost!

Das Bierchen war auch bitter nötig bei dem seichtem Rumgemacker einiger HSVer vor Ort. Aber wir sind ja entspannt und lassen uns von solchen Leuten nicht den Spaß verderben. Im Gegenteil. Dem einen ist das Auto abgesoffen, noch ein anderer hat sich bei der Abfahrt mit dem Auto aus einem Fenster rausgelehnt und RumgeHSVaut. Einer wollte uns noch erklären, wie geil der Kühne doch ist. Vielleicht sollten sich diese Menschen in diesem Rahmen mehr um den FC Oste/Oldendorf kümmern als um den HSV. Wenigstens waren es keine Aggros und es bliebt alles entspannt.
Nun gingen wir Richtung Bus und stellten bei der Ankunft fest, dass hier gar kein HVV Bus fährt. An der anderen Station, an der wir erst aussteigen wollten beim Hinweg, fuhr aber auch nichts in der nähreren Zukunft. Da hat der HVV uns mit der Fahrplanauskunft aber ein wenig in die Irre geführt. Also mussten wir nun auf den Bürgerbus ausweichen. Die 2 Euro machten die Tour jetzt auch nicht zu einem Finanzdesaster.
Dann kam der Bus und wir guckten alle nicht schlecht, als wir diesen sahen.

Wir flacksten noch, dass der Bus ja voll ist, wenn wir da einsteigen. Wir waren zum Glück aber die Ersten im Bus. Der Fahrer öffnete die Tür und sagte, er dürfe eigentlich nur 8 Leute mitnehmen. Wir 11 waren quasi ja auch nur 8 und so haben wir unseren Sonderbus zum Bahnhof Himmelpforten bekommen.
Die Tour ist sozusagen für einen guten Zweck. Wie wir während der Fahrt erfahren haben, wird dieser Busbetrieb ehrenamtlich betrieben, damit es überhaupt eine Busverbindung zu Randzeiten hier gibt. Wenn ich das recht in Erinnerung habe, fahren da 24 Fahrer je 1-2 Tage im Monat ohne Geld dafür zu bekommen. Lediglich Trinkgeld kommt dann allen Fahrern zu Gute, da die Trinkgelder ein Grillfest für die Fahrer finanzieren. Ich glaube Trinkgeld war dann letztendlich mehr als die Fahrgelder von uns. So fuhren wir 8 (11) nun mit diesem VW Bus zum Bahnhof Himmelpforten.
Der wirklich sehr entspannte und netter Busfahrer musste die ganze Strecke abfahren. Aber es wollte keiner unterwegs einsteigen. Im Zweifel hätten wir sonst auch noch weitere Personen untergebracht. Notfalls hätten wir gestapelt oder so.
Nun kamen wir also Himmelpforten an und hatten noch 40 Minuten für den Übergang.

Zu unserer „Überraschung“ stellten wir fest, dass der Metronom in 40 Minuten ausfällt. Also hatten wir nun eine Stunde mehr Aufenthalt in der, über die Landesgrenzen hinaus, bekannten Erlebnismetropole Himmelpforten.
Nach dem wir feststellten, dass das Hotel mit Bar Betriebsferien hatte (wir waren eh nicht sicher ob die uns überhaupt reingelassen hätten. #AsozialeZecken usw. ;-) ), fanden wir im Bahnhof noch eine Kneipe.
Einige nannten den Look dieser Kneipe liebevoll „60er Jahre Look“. Ich würde sagen, die war einfach ranzig. Aber sie war halt da und wir bekamen hier netten Service und günstige Getränke.
Der Wirt stellte uns 11 Leuten auch ein Tisch mit 8 Stühlen nach draußen. 8 für 11 hatten wir doch heute schon mal.
Wir sangen und feierten nun alles nach, was wir während des Spiels aus Respekt vor dem verstorbenen Spieler vom FC Oste/Oldendorf uns gespart haben. Die Leute guckten schon teils sehr verstört. Eine Person blieb zum gucken sogar mit dem Auto quer auf der Straße stehen.
Wir haben eigentlich alle Smash-Hits unserer Fanszene rausgehauen. Beim „Saaaaankt Paaaauliiiii“ galt dann noch das Motto „Wer Sankt Pauli singt, muss auch 1. Frauen singen!“ und so gab es natürlich auch ein lautstarkes „Sankt Pauli 1. Frauen, ohohohohoh“
Nach einer Stunde kam dann der Bürgerbus wieder. Als der Fahrer uns so 50-100 Meter von der Bushhaltestelle entfernt sitzen sah, fuhr er kurz mit dem Auto in die Straße rein zu uns und wollte wissen, ob es uns hier so gut gefällt oder warum wir noch da sind.

Man hat den Eindruck, wir sind hier nachhaltig in Erinnerung geblieben sind. Wahrscheinlich würde im örtlichen Dorfblatt sowas stehen wie: „Fußball-Hooligans zerstören die Stadt und brüllen Parolen“.
Aber der Busfahrer und der Wirt kennen die Wahrheit. Wir sind einfach ganz normale friedliche Fußballfans die Spaß am Feiern haben.
Inzwischen sammelten sich in den Bäumen hinter uns viel Vögel („Lebenddrohnen“) und machten genau so viel Lärm wie wir. Messerscharf wurde hinterfragt: „Alter, sind wir hier bei Alfred Hitchcock?“. Doch ein Angriff wie in „Die Vögel“ blieb zum Glück aus, auch wenn mich heute nicht mehr viel überrascht hätte.
Auch eine Kartellbildung zwischen Bürgerbus, Kneipenwirt, Hotellobby und Metronom wurde im Zusammenhang mit diesem Zugausfall vermutet. Wir waren uns alle einig, dass der Ablauf wie folgt war:
- Der Busfahrer informierte über den geheimen roten Biernotfallknopf den Kneipenwirt, dass er eine Horde Fußballfans zum Bahnhof bringt
- Der Wirt hingegen rief beim Metronom an, dass der nächste Zug ausfallen muss, da man die Einnahmen aus Tourismus dringend benötigt.
- Das Hotel mit Bar hat kurzfristig Betriebsferien gemacht, damit wir nicht das Hotel auseinander nehmen bei der Suche nach preiswertem Bier.
- Nachdem wir die ganze Zeit laut gesungen haben, wurde dann doch wieder ein Bahnbetrieb beauftragt, da die Angst rumgingen, das wir immer so weiter machen.
Wir können das natürlich nicht beweisen, aber so muss es gewesen sein. Anders ist das alles hier nicht zu erklären.
Dann war 5-10 Minuten vor Bahnabfahrt. Wir gingen zu den Gleisen. Ein Busfahrer kam (er hatte einen echten Bus dabei) und sagte, wir müssen auf den Schienenersatzverkehr ausweichen, wenn wir Richtung Stade wollen.

Nachdem wir uns beraten haben, so ca. 1-2 Sekunden, ging es in den Bus. Eine Station später, am Bahnhof Hammah, stieg der Busfahrer aus und ging zu den Gleisen um die dort stehenden Leute zu holen. Da fuhr gerade ein Metronom ein. Der Metronom nach Hamburg. Der Zug, den wir in Himmelpforten eben nehmen wollten, als uns der Fahrer in seinen Bus lockte.
Der Metronom wartete nun auf die Businsassen. Wer organisiert bitte einen Schienenersatzverkehr für eine regulär fahrende Bahn? Das war verdammt merkwürdig. Passte aber irgendwie zu dem Tag.
Nun fuhren wir die letzte Etappe nach Hamburg ohne besondere Vorfälle nach Hamburg durch.
Was für eine geile Auswärtstour, wie man Sie im Profifußball wohl kaum erleben würde. Also Leute, fahrt mehr mit den Amateurteams auswärts! Es macht einfach mehr Spaß und die Teams freuen sich wirklich über jeden Zuschauer! Egal ob im Frauen- oder Herrenfußball!
Forza St. Pauli 1. Frauen!
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