Wie schon mehrfach im Herrenbereich diese Saison, gab es nun bei der Pokalauslosung für FC St. Pauli 1. Frauen und 2. Frauen im Oddset-Pokal ein Kacklos – Pokalderby!
Durch das direkte Duell bleibt nach dem Spiel nur noch ein Team im Pokal über. Im Finale wäre die Partie schöner gewesen.
In den Fanblöcken vor dem Pokalderby
An der Feldarena kamen viele Fans zusammen und zur Vermeidung von Hooligan-Kämpfen wurden die Fanlager beider Teams streng getrennt. ;-)


Einen kleinen Eindruck über das Ausmaß des Hasses, der hier im Spiel war, bekam man durch den Vorbericht von DÜV:
Hass-Duell auf St. Pauli
Mit Sorge blickt die Hansestadt heute auf einen kleinen Fußballplatz neben dem Millerntorstadion! Die Partie, die dort um 19:30 Uhr angepfiffen werden wird, hat es in sich: Im Oddset-Pokal treffen die 2. Frauen des FC St. Pauli erstmals in einem Pflichtspiel auf die Erstvertretung des gleichen Vereins.
Die traditionell verfeindeten Fanlager beider Teams haben sich offenbar seit Langem auf die Partie vorbereitet. Bei einer Razzia im Hauptquartier der 2.-Frauen-Hooligans wurden kiloweise Hass-Banner, so genannte „Tapeten“, sichergestellt. Auch mehrere Kisten hochgefährlicher, als Wurfgeschosse geeigneter Bierflaschen wurden gefunden. „Das macht überhaupt nichts! Unsere Ressourcen sind unbegrenzt – sowohl bei Tapeten als auch bei Bier!“ heißt es aus Kreisen der Hools.
Wüste Drohungen kommen derweil aus dem Lager der Ultras der 1. Frauen. Hier wird offen und unverhohlen der Einsatz verbotener Pyrotechnik angekündigt. „Der Rasen wird brennen!“ heißt es in den sozialen Medien. Polizei-Einsatzleiter Hartwig Dodde dazu: „Uns liegen derzeit keine Erkenntnisse vor, diesem Gesocks ist aber alles zuzutrauen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Feuer auf das arme, gebeutelte Schanzenviertel übergreift.“ Ob die Ultras dagegen ihren seit Monaten andauernden Supportboykott auch in diesem Spiel aufrechterhalten werden, ist noch nicht klar: „Es kann nicht angehen, dass wir hier seit April keinen Glühwein mit Schuss mehr kriegen! Ohne Glühwein ist hier gar nichts los, basta!“, so die Ultras in einer Stellungnahme. Noch im Juli hatte sich Bürgermeister Olaf Scholz zu der angeblichen Glühweinkrise geäußert: „Einen Glühweinengpass hat es nie gegeben. Das ist eine Denunziation, die ich entschieden zurückweise.“
Wie viele Gästefans ihr Team an der Feldstraße unterstützen werden, ist derweil noch nicht sicher: So versprach der Trainer des Heimteams allen Überläufern Extra-Kaltgetränke – ein Angebot, das seine Wirkung sicher nicht verfehlen wird. Zudem drohten die Anhänger der 2. Frauen, die Gästefans von der Bierversorgung abzuschneiden: „Kein Alkohol für Gästefans“ lautet die Devise, die sich derzeit wie ein Lauffeuer im Viertel verbreitet. Einsatzleiter Dodde dazu: „Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet. Es wird eine strikte Fantrennung geben, außerdem ist die Domwache besetzt, und im Domklo haben wir eine Gefangenensammelstelle eingerichtet.“ Trotzdem bleiben viele Fragen: Wird es Glühwein geben? Wird die Schanze wieder brennen? Bei welcher Temperatur schmilzt Kunstrasen? Und wird es jemals wieder Frieden geben zwischen den Frauenfußballfans des FC St. Pauli?
Die Antwort liegt auf dem Platz! Heute Abend, 19:30 Uhr, Feldarena!
Wie sich rausstellte, war die Vorab-Darstellung keinesfalls übertrieben! Bereits beim Einlass merkte man das Fehlen eines separaten Gästeeingangs. Es gab immer wieder wilde Diskussionen wer wo hin muss. Viele Ultras 1. Frauen suchten die Nähe zu unserem Heimblock. Wie sich im Verlauf des Spiels zeigte, waren das lediglich Spionageaktionen, mehr dazu im Spielbericht.
Die üblichen Verdächtigen auf Facebook: Hass-Duell auf St. Pauli Mit… – Die üblichen Verdächtigen | Facebook
Einlauf der beiden Teams
Nach dem wir uns halbwegs sortiert hatten und alle Gästefans in den Gästeblock verfrachtet wurden, ging das Pokalderby um 19:30 Uhr los. Beim Einlauf beider Teams waren beide Fanlager ordentlich auf Zündung!

Hier musste man sich ernsthaft fragen: Hat der deutsche Frauenfußball ein Gewaltproblem? Ist da überhaupt noch was zu retten und warum waren keine Hundertschaften vor Ort und die Situation in den Griff zu bekommen? Bei jedem rumpopeln, wie z. B. G20, kommen die rudelweise! Aber wenn Hamburg wirklich mal in Gefahr ist, kommt niemand.

Das Spiel FC St. Pauli 2. Frauen gegen FC St. Pauli 1. Frauen
Die ersten Halbzeit des Kiezduell
Das Spiel begann mit einem Paukenschlag. Der klare Außenseiter 1. Frauen ging nach 15 Sekunden bereits in Führung. Ilijana Kljajić bekommt den Ball über die Außen perfekt auf den Fuß und versenkte die Pille zum 0:1 im Tor von Keeperin Anne Schick.
Die Erste spielte weitere Möglichkeiten raus. Aber die 2. Frauen kämpfte. Im Publikum ertönte erstmals „Die Erste wird nervös„.
In der 12. Minute wurde dann der Ball mit einer Flanke auf den Fuß von Ann-Sophie Greifenberg gepasst. Die Spielerin der 1. Frauen versenkte humorlos zum 0:2 für das Gästeteam.

Im Gästeblock großer Jubel, wir konterten gekonnt mit „You only sing when you winning„.
Nun begann die Druckphase der 2. Frauen des FC St. Pauli. Innerhalb weniger Augenblicke erspielten sich die Girls in Red-White 2 Torchancen, waren dann aber beim Abschluss zu schüchtern. Wir Heimfans spürten sofort, da geht noch was. Wieder ertönte „Die Erste wird nervös„.
Die 2. Frauen erzielt den Anschlusstreffer
FC St. Pauli 1. Frauen hatte noch ein paar Möglichkeiten, bis dann Amanda Kiepe mit einem Schuss aus kurzer Distanz den 1:2 Anschlusstreffer erzielte. Wir schrieben die 28. Minute und unser Team war wieder mitten drin statt nur dabei!
Doch das wollten die Girls in Brown nicht auf sich sitzen lassen. Nur eine Minute später gab es einen Pfostentreffer von Ilijana Kljajić. Gefühlt aus 10 Zentimetern.
In der 31. und 35. Minute dann riesen Paraden von Anne Schick, die mit überragenden Reflexen das knappe Ergebnis aufrecht hielt. Auch im Rest des Spiels hatte Anne Schick übrigens immer wieder großartige Paraden gezeigt.

Die Zweite verkaufte sich teuer, auch wenn die Erste deutlich mehr Aktionen nach vorne hatte. Im Heimblock resümierten wir: „Kiel hat zu diesem Zeitpunkt hier schlechter ausgesehen.“
Dann die 39 Minute. Eine Spielerin des Heimteams köpfte den Ball und überwand die Torhüterin. Doch auf der Linie konnte noch eine Spielerin der 1. Frauen klären. Ein aufstöhnen in unserem Block. Das wäre so ein wichtiger Treffer gewesen.
Mit dem Halbzeitpfiff dann noch ein Nackenschlag für das Heimteam. Ann-Sophie Greifenberg erzielte das 1:3 per Schuss und beendete damit die erste Halbzeit.
In der Halbzeitpause musste sich bei der 1. Frauen Tara Zimmermann warm machen, da Katrin Schwing sich verletzt hatte und nicht mehr weiterspielen konnte. Gute Besserung!
Die zweite Halbzeit des Kiezduell
Mit Beginn der 2. Halbzeit rollten die Ultras 1. Frauen eine Tapete aus, auf der „Mehr Hass“ stand. Wir konterten mit der Tapete „Noch mehr Hass„. Ha, gewonnen! Immer einmal mehr als wie die Gästefans!
St. Pauli 1 spielte nun deutlich stärker und wollte keinen Zweifel entstehen lassen, wer das Erste Frauen-Team im Verein ist.

In der 48. und 57. Minute erzielte Sanna Barudi die Tore 4 und 5 für die Girls in Brown.
Die Andeutung einer Eskalation auf den Rängen im Pokalderby
Im Heimblock war nun klar, hier wird wohl nicht mehr viel im Spiel gehen. Im Heimblock ertönte ein „Die 3. Halbzeit verliert ihr sowieso„. Wir waren bereit! Die 1. Frauen Ultras provozierten mit einem „Scheiß St. Pauli„. Doch das prallte an uns ab. Auf so ein Level wollten wir uns nicht herab lassen. Wir waren Supporter mit Niveau!
Wir holten die Fahnen raus. Die Ultras drüben hatten kein Choreomaterial dabei und wir spürten förmlich ihren Neid!
Zwischenzeitlich erzielte Nina Philipp auf dem Platz das 1:6 sowie das 1:7 und machte damit das Ergebnis doch sehr deutlich. *schnief*
Während dessen kamen FC St. Pauli 1. Frauen Ultras und klauten uns Choreomaterial in Form von Fahnen. Das konnten wir so nicht auf uns sitzen lassen und eroberten eine Fanmütze aus dem Heimblock. Wir wedelten zwar nun weniger Fahnen, dafür hatten die nun aber kalte Köpfe. Nun schickten die 1. Frauen Ultras eine ältere Frau als Warmup zur dritten Halbzeit. War klar, dass den Jungspunden der Mut fehlte um persönlich rüberzukommen.
Im Gästeblock ertönte „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ und „Europapokal Europapokal“ sowie „Auswärtssiege sind schön„.
Das konterten wir mit einem „Ihr seid nur Modefans schalalala„. Nun kopierten die 1. Frauen Ultras einen Teil unserer Fangesänge auf billigste Art und Weise.
Die letzten Tore des Tages
Auf dem Platz vervollständigte Nina Philipp mit dem 1:8 in der 72. Minute ihren Hattrick. 3 Minute später erzielte dann noch Francis Wernecke mit einem Traumschuss aus etwa 20 Metern das 1:9 für die 1. Frauen.
Ilijana Kljajić schoss noch mal gegen die Latte, nachdem sie in der 1. Halbzeit ja bereits einmal das Aluminium getroffen hatte.
Wir sangen „Keine Mütze, keine Stimmung, 1. Frauen“ und bekamen als Konter „Ohne Mütze habt ihr keine Chance„. Ob die den Logikfehler in Ihrem Kontergesang selber bemerkten? Wir hatten auch mit der Mütze keine Chance. *seufz*
In der 86. Minute erzielte Nina Philipp das 1:10 mit einem Schuss a la Roberto Carlos in den Winkel. Der Ball war sicher rund 500 km/h schnell. Da war für die Torhüterin der 2. Frauen nichts zu halten.

Die Geiselnahme unter St. Pauli Fans im Pokalderby
Inzwischen hatten wir eine Geisel aus dem Fanblock der 1. Frauen genommen. Doch diese konnte sich schnell befreien und versuchte sich auch eine Geisel unter den Arm zu klemmen. Aber gemeinsam konnten wir unseren 2. Frauen Supporter beschützen. Das wirklich verwerfliche an deren Geiselnahme war, dass die sich den Kleinsten ausgesucht hatten, der sich halt am wenigsten selber wehren konnte. Wir hatten ja wenigstens noch ein trainiertes Exemplar entführt. Dabei fällt mir auf, niemand machte anstalten den 1. Frauen Ultra zu befreien. Hätte er sich nicht selber befreit, wäre er immernoch in unserer Gewalt. So halten die Ultras der 1. Frauen also zusammen. Sehr schwaches Bild!!111ELF!!!11!
Nun stimmte einer bei uns im Block „St. Pauli 1. Frauen“ an. Ein raunen ging durch den Block. Ist er ein Überläufer? Ein Verräter? Es wurde mit einem „Es war ein versehen“ abgetan. Aber wir blieben bis zum Schluss skeptisch, ob wir nicht von Anfang an untergraben wurden.
Fußball war übrigens auch noch. In der 87. Minute erzielte Ilijana Kljajić das 1:11 und setzte damit den Schlusspunkt unter die Partie.
Zwar gab es noch eine riesige Chance für die 2. Frauen. Die Spielerin rannte alleine auf Tara Zimmermann zu und lupfte den Ball. Aber mit einem klasse Reflex konnte die Torhüterin von FC St. Pauli 1. Frauen den Ball halten.
Das war es dann mit dem Spiel. St. Pauli 1. Frauen gewinnt 1:11 gegen die 2. Frauen und zieht in die nächste Pokalrunde ein.

Und am Ende gemeinsam für den FC St. Pauli Frauenfußball
Mit dem Abpfiff sind die verfeindeten Fanlager der 1. und 2. Frauen wieder zusammengerückt und haben gemeinsam beide Teams gefeiert. Hier gab es also doch noch ein Happy End im Pokalderby.

In diesem Sinne möchte ich noch einmal Inga „Brasiliana“ Schlegel zitieren:
St. Pauli 1. Frauen – oh, oh, oh
St. Pauli 2. Frauen – oh, oh, oh
St. Pauli alle Frauen – oh, oh, oh
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