Was den Menschen früher ihr Dorfplatz, ist bei uns ja der örtliche Discounter. Dort trifft man sich, dort quatscht man, dort werden die neusten Gerüchte ausgetauscht. Da sind die Menschen, die man eigentlich nur vom Sehen kennt, sich aber trotzdem nett zu grüßt, die Mütter deren Kinder mit den eigenen auf die selbe Schule gehen und Menschen, mit denen man enger befreundet ist. Und natürlich auch die Nachbarn, deren Grundstücke direkt an das eigene grenzen.
Nun habe ich mit eben diesen überhaupt keine Probleme, pflege aber auch keine engeren Kontakte. Ich habe meinen Garten sogar soweit abgepflanzt, dass wenig Sichtkontakt möglich ist. Mein Garten ist meine Oase, hier buddel ich mit den Fingern in der schwarzen Erde, hier wird gegrillt, gespielt, gelacht und manchmal genieße ich auch einfach die Ruhe. Die Möglichkeit der Kontaktaufnahme für die Nachbarn besteht also nur, wenn sie direkt bei uns klingeln. Das tun sie selten. Eigentlich nur, wenn Pakete bei uns abgegeben wurden (dazu später mehr). Die andere Möglichkeit ist, mich bei dem besagten Discounter abzufangen. Das tut meine Nachbarin gerne und regelmäßig im Herbst. Den Einkaufswagen quer vor meinen geschoben (war günstig, gab´s für nen Euro) habe ich keine Chance aufs Entkommen. Leicht panisch suche ich noch nach einer Möglichkeit an ihr vorbei zu kommen. Leider versperrt mir links eine ältere Dame, die das Tütchen für die Äpfel nicht aufbekommt, den Weg. Rechts hindert mich ein Verkäufer, der Ware auspackt, am flüchten. Ich bin ihr hilflos ausgeliefert. Ich versuche sie noch mit einem Blick der besagt, ich habe jetzt gar keine Zeit, aufzuhalten, doch da legt sie schon los:
” Sagen sie mal, ihr Baum da, in ihrem Garten, der schmeißt ja wieder viel Laub!”
Zögerlich antworte ich: “Ja, es ist ein Baum!”
Keine Chance. Für Botanik hat sie leider so gar kein Verständnis.
Weiter geht es: “Das Laub landet immer in meinem Garten!”
Ich versuche es mit: “Ja, ja… der Wind!” Aber auch Meteorologie zählt nicht.
“Und ICH muss das dann immer zusammenharken!”
Ich besinne mich auf den Rat meines besten Freundes, aus dem letzen Herbst und antworte mit Leidensmiene: “Ja, wissen sie, ich habe jetzt schon so oft mit ihm darüber gesprochen, dass er das doch bitte sein lassen möge. Aber er hört einfach nicht. Jedes Jahr schmeißt er sein Laub wieder ab. Er ist da echt resistent!”
Fehler! Ein eiskalter Luftzug zog durch den Supermarkt, als mich ihr Blick traf. Schwungvoll wendete sie den Einkaufswagen und rauschte davon. Mein: “Ihnen auch noch einen schönen Tag!” verhallte zwischen Dosenerbsen und Nudeln.
Werde ich die Hecke wohl noch ein Stück höher wachsen lassen. Ach, und der Baum bleibt auch. Basta!
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