35 Stadion Msv Duisburg, FC St. Pauli Gaesteeingang

40 Stunden wach – Sonderzug und Nazi-Zebras

Lesedauer: 6 Minuten

Nach der Meisterfeier vom RSK ging es nun nach Altona zu dem Sonderzug der FC St. Pauli Fanszene zum Auswärtsspiel nach Duisburg.

Dieser Bericht wird nun eine Mischung aus allem, an das ich mich noch erinnere.

Frühmorgens in Altona

In Altona war ich morgens gegen 6 Uhr. Nützt ja nix, nach der Meisterfeier vom RSK nach Hause fahren hatte sich halt nicht mehr gelohnt. Aber auch in Altona gab es früh am Morgen einiges an Aufregung. Ein paar Leute flüchteten vor einem wirklich beleibten Polizisten. Seine Klamotten wären mir sicher deutlich zu groß gewesen. Die vermeintlichen Gangster waren eher sportlich und weggelaufen. Der Polizist war so gemütlich hinterher gewatschelt und rief hoffnungsvoll:

Ey, jetzt denkt nicht mal dran wegzurennen!

Es fehlte eigentlich nur noch ein Donut in den Händen und wir hätten einen perfekten Chief Wiggum gehabt. Die vermeintlichen Gangster waren längst weg. Aber er trottete immer noch in die Richtung des Fluchtwegs. Um so skurriler war, dass dieser Vollformat-Polizist nach rund 30 Minuten mit einem Geflüchteten in Handschellen wieder am Bahnhof auftauchte. Allerdings auch mit Verstärkung von Kollegen. Ich sag ja, hier war was los in Altona.

31 Fc St Pauli Sonderzug Nach Duisburg 05 2018

Die Hinfahrt im Sonderzug

Die Hinfahrt lief total entspannt. Hätte ich vor ein paar Wochen geahnt, dass die Profis durch sind und die Sechste noch zittern muss, wäre ich wahrschlich direkt nach Rahlstedt gefahren. Aber nun hatte ich halt das Sonderzugticket und so war ich Bestandteil dieser riesen HSV-Abstiegsfeier. Alle haben Sie jetzt schon Bock auf das Derby. Das Votzen-Banner im Volksparkstadion am Vortag bestärkt diese Vorfreude noch spürbar.

Doch in Gedanken waren wir dann irgendwann bei der Sechsten und so gab es eine kleine Magische-Otter-Sonderzug-Choreo, damit die Jungs gegen den Rahlstedter SC nichts anbrennen lassen.

32 Supportgruppe Sechste Herren Im Sonderzug
33 Sechste Liebeserklaerung Sonderzug

Dann kam so ein nerviger Müdigkeitsschub. Man könnte sagen, so nach 26 Stunden wach, ist das auch normal. Ich bin ja schließlich keine 20 mehr. Aber ich überlebte dieses Tief und so kamen wir dann etwas früher als geplant in Duisburg an. Der Bahnhof war zu kurz für unseren Sonderzug. Also mussten wir erst einmal durch 5 Waggons latschen, bis wir dann in die Dusche kamen. Hat gepisst wie Sau, ich wäre gerne bei der Sechsten mit 27 Grad und Sonne in Hamburg.

Begrüßt wurden wir auch direkt von einem Polizeihubschrauber und gefühlten 1.000 Mitgliedern der Team-Green-Sekte. Sowas habe ich hier tatsächlich noch nie erlebt. Normal konnten wir entspannt immer von hier zum Stadion gehen. Eine solche Polizeipräsenz war bisher noch nicht nötig. Zumal beide Vereine ja das Elend der Saison überstanden hatten. Es ging nun ja um nichts mehr.

Zebra-Nazis und erfolgreicher Klassenkampf

Bis zum Stadion waren wir dann auch alle klitschnass. Ein paar versuchten sich in den Sanitärräumen irgendwie zu trocknen, andere nutzten die geile Akkustik des Stadions aus um ein paar Grüße Richtung Vorstadt zu schicken.

34 Fc St Pauli Fanmarsch Duisburg 05 2018

Im Oberrang, bei den Duisburgern, hing ein Banner mit der Aufschrift „Zebras gegen Antifa“. Was stimmt nicht mit diesen Menschen? Nachdem, was man später noch gehört hatte, wurde sich seitens der Duisburg Ultras direkt von diesem Dreck distanziert. Es soll woll in der Duisburger Fanszene eine politische Spaltung geben. Menschen die Scheiße im Kopf haben, sowie Leute, die noch Menschlichkeit in sich tragen.

36 Banner Zebras Gegen Antifa

Im Sechste-Liveticker ging es hoch her. Tore wie am Fließband und nachdem Kai sein erstes Tor geschossen hatte, bot ich Chips und Cola für ein zweites Tor von Kai. Das Angebot konnte er scheinbar nicht ablehnen. Kurz darauf machte er es laut Ticker brasilianisch mit der Hacke. Ja, dann muss ich wohl mal Chips und Cola kaufen. Das Spiel endete 4:4 und damit war klar, die Sechste Herren des FC St. Pauli machte, wie die Profis, am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt klar. Das war ein ordentliches Emotionshoch nach dieser Naziplage. Alles ist die Sechste!

Das Spiel MSV Duisburg gegen FC St. Pauli

Die erste Halbzeit gegen die Zebras

Die Schiedsrichter bekamen eine Laola, sobald die beim Warmlaufen am Gästeblock angekommen waren. Kurz vor dem Anpfiff gab es dann den Zebratwist, der Gästeblock ging steil. Mit Wattenscheid klar die beste Fußballhymne dieser Welt. Dann gab es eine große Choreo der Heimkurve, bis endlich dieses Fußball anfing.

37 Choreo Msv Duisburg Fcsp 05 2018

Nach ein paar Minuten erzielte der FC St. Pauli ein Tor, doch es wurde wegen Abseits nicht gegeben. War ja schon einmal ein guter Start in das Spiel. Es ertönte im Stadion „Wer wird Deutscher Meister, HaHaHa HaSV“. St. Pauli war gar nicht so schlecht im Spiel anfangs. Es machte jemand den Fön an, kalter Wind umschmeichelte unsere nassen Körper.

Dann fiel irgendwann das 1:0 für die Duisburger. Nicht wirklich wichtig, aber trotzdem doof. Schon alleine, weil ich es den Nazi-Zebras nicht ein Stück gönne! Das Spiel bot wenig Spannung und so stimmte sich der Gästeblock weiter auf das Derby in der kommenden Saison an: „Endlich Zweite Liga, HSV“. Ich für meinen Teil hätte schon gerne mehr „Pro Sankt Pauli“ als „Anti HSV“-Support in den 90 Spielminuten gemacht. Das hätte die Mannschaft vielleicht auch ein wenig mehr nach vorne gepeitscht. Aber nun ja, gab es halt nicht.

Die zweite Halbzeit gegen die Zebras

Die zweite Spielhälfte war irgendwie auch nicht viel geiler. In der 67. Minute hatten die Zebras eine mega Chance, aber sie hatten diese verhauen. In meinen Notizen stand an dieser Stelle was von Pferdewurst. Ich war wohl nicht mehr so richtig dabei im Kopf :-D. Im Gästeblock wurde jeder Grundsatz von gutem Support an diesem Tag ignoriert. Ein voranpuschen der eigenen Mannschaft fand heute weitesgehend nicht statt. So plätscherte auch das Spiel weiter vor sich hin.

So gegen Mitte der zweiten Halbzeit gab es den Hinweis vom Stadionsprecher, dass das Catering hier im Stadion verlängert wird, wegen unserer späten Abfahrtzeit und mangelhafter Verpflegung vor Ort. Wirklich Bock hatte niemand auf das Catering im Stadion, da wie jedes Jahr die Schlangen todeslang sind und die Abarbeitungsdauer von Kundenwünschen gefühlt Stunden dauerte. Ich kenne kaum ein schlechteres Stadion-Catering, zumindest in Bezug auf Geschwindigkeit. Einmal Pommes dauerte locker 30 Minuten.

Nun wurde ich langsam wieder wacher, scheinbar war der Müde Punkt überwunden. Passend dazu stimmte die Kurve gerade „Tonnenweise THC“ an. Die Kurve war nun völlig außer Kontrolle. Es brachen die letzten 5 Minuten an und Duisburg erzielte das 2:0. War kacke, aber immerhin hat es den BTSV in die Dritte Liga verschlagen.

Ende aus Dingsbums, ach egal. Nun versuchten Duisburger von unserer Fanszene 2 Banner abzuziehen. Aber beide Banner konnten zurückerobert werden. Auch wenn die Zebras im Fußball heute besser waren, in „Capture the Flag“-Spielen taugen die scheinbar nichts.

Das Warten auf den Sonderzug und die Rückfahrt

Am Bahnhof angekommen, fuhr auf einem Nachbargleis ein Zug entlang, der wie unser Sonderzug aussah. Alle guckten traurig, da keiner mehr an diesem Bahnsteig abhängen wollte. Ein Wachtmeister in Vollpanzerung sagte, dass der Zug so gegen 18:45 Uhr ankommen soll. Aber der Zug kam einfach nicht. „Deutsche Polizisten belügen Zivilisten“ schoss mir direkt in den Kopf.

Kurz nach 19 Uhr… sagen wir einfach um 19:10 Uhr, kam der Zug unter großem Applaus in den Bahnhof eingefahren. Nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten kamen wir dann irgendwann in unserem Abteil an. Sind erst dran vorbeigelaufen. Irgendwer hatte das Abteil aufgeräumt. So hatten wir das erst nicht wiedererkannt. Pünktlicher als die Deutsche Bahn je fahren würde, ging die Heimreise dann los.

War eine witzige Rückfahrt mit vielen lustigen und verrückten Wort- und Witzkatastropen sowie romantischem Starkregen und Gewitter um bei Bremen. Ungefähr 30 Minuten früher als geplant kamen wir dann völlig erschöpft aber glücklich am Hauptbahnhof an. Die Tour war zwar noch nicht ganz so Abriss wie damals Nürnberg, aber trotzdem sind 40 Stunden wach doch ein wenig anstregend.

38 Sonderzug Fcsp Rueckweg Hamburg Hbf

Danke an die Magischen Otter für die geile Tour! Danke an die Sechste für den Liveticker und den Klassenerhalt und danke an den RSK für das stabile Warmup. Natürlich auch noch mal danke an den geilsten Fanladen der Welt für die Orga!


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