Polizeikette wie bei Zomia-Demo

Meine Erlebnisse auf der Zomia Demo vom 5.11.

Am Samstag, nachdem der FC St. Pauli im Spitzenspiel der 2. Bundesliga ein 2:2 gegen Fürth errungen hat, stand eine Demo zur Unterstützung des Bauwagenplatzes Zomia sowie gegen die unsoziale Vertreibungspolitik von Markus Schreiber (SPD) an. Nachfolgend nun ein Statement, wie ich die Demo und das Vorgehen der Polizei empfunden habe.

An der Demonstration haben rund 2.000 Menschen teilgenommen … Polizisten waren es fast genauso viele. Die Quote von 1:1 zeigt meiner Meinung nach ganz klar, dass wir schon mal vorab pauschal alle als Schwerverbrecher gelten, nur weil wir eine gerechtere Politik fordern. Links und rechts von den Demonstranten stand eine Armee der Polizei, jeweils in Dreierreihen. Wenn ich bedenke, dass es z. B. auf der Gentrifikation/Bring-Back-St. Pauli Demo vor einer Weile kaum, bis keine, Krawalle gab, finde ich diese Anzahl an Sold … ähm … Polizisten völlig überzogen und rein absolut provokativ.

Kurz nach 15:30 Uhr ging die Demo nun los. Pünktlich und friedlich. Kurz, nachdem wir vom Johannes-Brahms-Platz in den Valentinskamp eingebogen waren, gab es Rauchbomben und Transparente auf einem Hausdach. Keine Bedrohung, alles so weit weiterhin ruhig. Wir gingen ein paar Meter weiter … soweit ich mitbekommen habe, gab es an der Demofront ein oder 2 Pyroeinsätze … dieses hatte zur Folge, dass die Demonstration von der Polizei angehalten wurde. Nun gab es Stillstand und wir standen da … von der Polizei eingekesselt … jeweils immer noch in Dreierreihen (da wir ja scheinbar ALLE Schwerverbrecher sind). Die Demonstranten forderten die Fortsetzung der Demo, zu Recht, ist immerhin ein Grundrecht. Nichts passierte, außer dass die Wut der Demonstranten verständlicherweise immer weiter anstieg. Plötzlich stürmten Dutzende von Polizisten in die Menschenmenge … völlig ohne Ankündigung und ohne Rücksicht auf Verluste! Wäre ich nicht ein paar Sekunden vorher ein paar Schritte Richtung Lautsprecherwagen gegangen, hätten die Idi … ähm … Polizisten auch mich platt gemacht, nun eskalierte die Situation. Die Polizei fuhr jetzt eine provokative und unverantwortliche Eskalationsstrategie, welche von einigen Demonstranten entsprechend beantwortet wurde.

Die Demo wurde sofort durch die Initiatoren der Demonstration für vorzeitig beendet und aufgelöst erklärt, wodurch wir (nun ja Ex-Demonstranten) freien Abzug haben müssten. Da nun, wo die Polizei den offensichtlichen Angriffskampf begonnen hat, setzten sich einige (Ex-)Demonstranten zur Wehr. Leider sind dabei auch Böller gezündet worden … muss meiner Meinung nach wirklich nicht sein. Aber das Vorgehen der Polizei war mindestens genauso überflüssig. Nun kamen aus allen Richtungen Wasserwerfer, ich bin inzwischen weiter weg vom Geschehen gewesen, da ich meine Gesundheit ungern aufs Spiel setze und es eine massive Bedrohung durch die Polizei gab.

Soweit ich das mitbekommen habe, beruhigte sich der Tumult da vorn ein wenig. Nun wurden die (Ex-)Demonstranten durch Bedrohung mit Wasserwerfern und etliche Reihen Polizisten zurückgedrängt, bis zur Kreuzung Valentinskamp/Caffamacherreihe zurückgedrängt. Nun kamen von vorn, hinten und rechts Wasserwerfer, wir wurden so richtig schön eingekesselt … kann mir kaum vorstellen, dass dieses Vorgehen legal ist, zumal kurz vorher die Ansage kam, dass wir über den Johannes-Brahms-Platz abziehen sollen, hätte ich echt gerne getan, ging aber nicht … standen Bul … Ähm … Polizisten im Weg. Haben mich nicht gelassen … wurde immer wieder rabiat weggeschubst, obwohl ich NICHTS gemacht habe, außer zu fragen, ob ich bitte gehen kann, da ich kein Bock auf Schlägereien oder Gruppenduschen habe.

Keine verbale Reaktion, ich wurde lediglich immer wieder rabiat zurückgeschubst … Ich hätte wirklich gerne diesen Ort verlassen, da die Polizei mir wirklich Angst gemacht hatte, das hatte fast was von Terrorismus … nun waren wir da alle eingekesselt. Nirgends ging es raus, nirgends ging es rein. Dass es fast dunkel wahr und man überall durch Scheinwerfer vom Wasserwerfer geblendet wurde, hat das ganze Gefühl der Angst in dieser Situation nur noch schlimmer gemacht. Auch die Demo-Organisatoren forderten mehrfach die Polizei auf, uns abziehen zu lassen. Vorerst keine Reaktion. Es dauerte eine Weile, die Polizei formierte sich immer wieder neu und brabbelten unverständliches Zeug in die Lautsprecher. Ob es wichtige Aussagen waren, weiß ich nicht, war nicht zu verstehen von meiner Stelle, obwohl ich mich drauf konzentriert hatte. Nach etlichen Diskussionen zwischen diversen Menschen mit der Polizei wurden wir jetzt einzeln aus der Menge hinausgelassen. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich endlich aus der Menge raus durfte, aber nun war alles endlich vorbei … dachte ich … war aber noch nicht mein letzter Akt mit dieser Staatsgewalt.

Ich ging nun ein paar Meter den Valentinskamp entlang, plötzlich formierte sich wieder eine Reihe Polizisten vor mir. Dieses Mal ein wenig löchrig, dachte ich mir also nicht viel bei, schließlich war ich alleine und friedlich, also ab durch die Lücke … zack, packte mich einer von denen lieblos am Arm … tat weh, hat aber keine bleibenden Schäden hinterlassen. Er prüfte mein Gesicht und wollte wissen, wo ich hin wollte. Dafür hätte er mich nicht so hart anpacken müssen, Stopp sagen hätte gereicht. Als ich „nach Hause“ sagte, ließ er mich wieder los und ich konnte ohne weitere Vorfälle mich aus der Gefahrenzone entziehen.

Soweit meine Erlebnisse an diesem Nachmittag, ist sicher nicht vollständig alles erfasst, was passierte, aber ich kann ja auch nicht überall sein, was nach 17 Uhr passierte weiß ich nicht, da war ich zum Glück auf dem Weg zur U-Bahn Stephansplatz, da ich keine Lust hatte von der Aggro-Polizei niedergeknüppelt zu werden. Aber egal, was dann noch vorgefallen sein mag, meines Erachtens ist die Polizei, ggf. der Innensenator, alleine für die Gewalt verantwortlich, da durch das provokative Verhalten und den Angriff auf breiter Front der Hass auf das Staatsorgan Polizei unnötig gesteigert wurde. So auch bei mir, ich antworte allerdings nicht mit Gegengewalt, dafür bin ich einfach zu friedlich, glaube ich.

Meiner Meinung nach wurde genau das provoziert und erreicht, was Markus Schreiber und Michael Neumann (Innensenator) sich erhofft haben. Die Demo konnte nicht zu Ende geführt werden, wir wurden mundtot gemacht und unsere Grundrechte sind mit Füßen getreten worden. Und über die Medien können Sie nun schön uns die Schuld in die Schuhe schieben. Schade nur, dass die Polizisten vor Ort scheinbar nichts im Kopf hatten und als meinungslose Befehlsempfänger und Marionetten in einem abgekarteten Spiel von Schreiber, Neumann und Co. dienten.

Auch wenn mir das Vorgehen der Polizei tatsächlich richtig Angst gemacht hat, so werde ich auch nächstes Mal wieder mit auf die Straße gehen, jetzt erst recht. Denn wenn die Politiker dieser Stadt und dieses Landes es schaffen, mit Gewalt uns Bürger mundtot zu machen, dann ist dieses Land endgültig verloren! Also geht auf die Straßen und steht für eure Meinung ein. Für Zomia und andere Bauwagenplätze, gegen Gentrifikation, gegen Markus Schreiber und für ein lebenswertes, bezahlbares und selbstbestimmtes Leben in Hamburg!

Video:

https://www.youtube.com/watch?v=bD-Mz61amE4&feature=youtu.beLinks:

Berichte:

http://www.taz.de/Innenstadt-Verbot-fuer-Demo/!81363/

http://www.taz.de/Kommentar-Demoaufloesung/!81346/

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